22.2.2010 Picasso sagte, der Ruhm sei eine Geißel Gottes, Giacometti, Ruhm beruhe immer auf einem Missverständnis. Die beiden können bei diesem Thema ja mitreden.
Als Heidegger jammerte, niemand verstehe ihn, hätte man ihn trösten können: "Wenn man sie verstanden hätte, wären Sie nicht weltberühmt geworden."
Giacometti gibt zu denken: Beruht der Ruhm von Michelangelo, Rembrandt, Bach, Mozart, Beethoven vielleicht nur auf Missverständnissen? Sicher nicht. Sicherlich sind ihre Werke hinreichender Grund, Grund genug dafür, dass sie berühmt sind. Trotzdem ist es gut möglich, dass die Vorstellung, die sich jemand von einem Künstler und seinen Werken bildet, auf einem Mißverständnis beruht.
Möglich ist auch, dass die Werke dieser Großen Grund genug sind, dass sie berühmt wurden, dass aber die Tatsache, dass sie in einer bestimmten Zeit und einer bestimmten Region berühmt wurden, auf einem Mißberständnis beruht. Mit andern Worten: Der Künstler war ein Großer, aber dass er auch als solcher angesehen wurde, beruhte auf einem Missverständnis. Alles sehr kompliziert!
Sicherlich beruht es auf einem Missverständnis, dass man nur wenige als ruhmreich ansieht und manche andere als zweitrangig abtut.
7.2.2010, erweitert 9.2.2010. Für einen Alberto Giacometti - ein Marschierender - wurden 74 Millionen Euro gezahlt - die höchste jemals bei einer Versteigerung gezahlte Summe für ein Kunstwerk (Münstersche Zeitung, 5.2.2010). Das ist auch für einen Milliardär ein nicht unerheblicher Betrag. Eigenartig!
Originell ist das Werk ja, aber wenn man einmal kurz hingeguckt hat, guckt man dann nochmal hin? Wieviel wohl für das Werk gezahlt wäre, wenn es der unbekannte Hans Meier aus Hintertupfingen gemacht hätte? Ich glaube, gar nichts.
Ja, ich weiss, es ist die - weitgehende - Befreiung vom Volumen, und doch ist noch alles dran, und eine sehr bewegte Oberfläche. Aber für so viel Geld hätte ich mir doch etwas gekauft, bei dem der Künstler nicht so viel am Material sparte.
Wieviel das Werk wohl gekostet hätte, wenn der Künstler den Marschierenden so dünn gemacht hätte, dass überhaupt nichts mehr übrigblieb? Ein Marschierender, der sein Volumen zu Hause vergaß? Wäre dann die 100 Millionen Grenze erreicht worden?
Auch wäre das Geld besser lebenden Künstlern zugute gekommen. Man hätte eine große Sammlung anlegen können.
Aber das Geld ist ja nicht verloren. Nun hat es der ehemalige Besitzer. Was wird der damit anfangen? Wandert es immer weiter von einem zum andern, ohne dass jemals etwas Sinnvolles damit getan wird?
Sicherlich ist ein erzielter Preis kein Maßstab für den künstlerischen Wert eines Werkes.
- Ich danke für eine Zuschrift, die mich darüber informierte, dass der Marschierende die Schweizer 100-Franken-scheine ziert. Eine Skulptur, die auf diese Weise staatsweit bekannt gemacht wird, würde ich ja auch gern haben. Dann fragt der Besuch, der sie bei mir sieht: "Habe ich den nicht schon irgendwo gesehen?" - "Ja, hast du," sage ich dann, "und wirst du auch noch."
Mir wird nun alles klar. Ein Freund des Direktors der Schweizer Staatsbank muss diesem vorgejammert haben, sein Giacometti habe so schrecklich an Wert verloren. - "Den kriege ich wieder hoch," sagte der Direktor. - "Kriegst du nicht."
Nach einigen Monaten bekam der Freund zum erstenmal einen Hunderter der neuen Serie in die Hand - und war sprachlos.